Die Abendluft ist wunderbar warm, hier am Flughafen in Palma, wo ich mit 45 Minuten Verspätung ankomme. Man merkt dass die Familien mit nicht schulpflichtigen Kindern sämtliche Last Minute Angebote ausgeschöpft haben, wo man geht und steht, springen und plärren kleine Zweibeiner. Um 22 Uhr erreiche ich endlich Colonia Sant Jordi; mein zuhause für die nächste Woche. Ich bin hier um den Endspurt meiner Yogatherapeuten Ausbildung anzutreten; die +300h die mich, laut AYA, dazu qualifizieren selbst Yogalehrer auszubilden. 25 Grad, Sonne & Yoga – wie wunderbar.
Wein im Warmen
Trotz beachtlicher Verspätung hat meine Freundin Katharina auf mich gewartet und macht sich mit mir auf die Suche nach einem Restaurant, da ich seit 12 Stunden nichts gegessen habe und sich langsam, aber sicher, eine kleine schlechte Laune einschleicht. In meiner Ferienwohnung trinken wir erst mal ein Bier, Hinterlassenschaft der Vormieter, Gott segne sie. Danach spazieren wir an den Felsen entlang, zum CASSAI Beach House, für Wein, vegetarische Lasagne und Wiedersehensgespräche. Ein schöner Abend, das Restaurant ist sehr zu empfehlen, das Essen war gut und der Wein auch.
Feuchtfröhlich am FKK
Am nächsten morgen leihe ich mir ein Fahrrad für die Woche, will die Sights see’en, stelle aber nach kurzer Zeit fest, dass es zwar Sights gibt, allerdings nicht in erstrampelbarer Nähe, zumindest nicht für Nichtradsportler wie mich. Also fahre ich zum Strand; der Strand es Trenc ist einer der schönsten Mallorcas; die Ausbildung beginnt erst um 14.30 Uhr, genug Zeit also um sich etwas im Sand zu aalen und meinen Körper in die Fluten zu schmeißen. Zielsicher finde ich den FKK Bereich, erkenntlich am Offensichtlichen und bevölkert mit kaffeebraunen, weißhaarigen Deutschen. Ich ziehe den Altersdurchschnitt arg nach unten, nachdem aber um 11.30 die Sektkorken knallen und mir ein „Schlückchen“ angeboten wird, nehme ich an, in die Gemeinschaft aufgenommen zu sein. Das Wasser ist kristallklar türkis, der Sand wie Zucker. Ich lasse mich treiben, stelle mir vor, alleine zu sein auf diesem Planeten und schaue durch die Atmosphäre in den Weltraum, fühle mich verbunden, mit allem. Wer sind wir? Woher kommen wir? Wohin geht unsere Reise? Ich bin.
Gruppendynamik
Immer wieder stelle ich fest, dass das Leben eine Endlosschleife von Kindergartengruppe 1b ist. Irgendwie sind in wir in Gruppen immer die selben; ich denke, die meisten fühlen sich wohl und streben unbewusst danach in einer Gruppe eine Rolle zu erfüllen. Und manchmal sieht man jemanden und denkt sich, He! Dich kenne ich schon immer, wie aus einem früheren Leben, was für ein unerwartetes Geschenk. Das war meine neue Freundin Marie, schwanger aus Wuppertal. Wir beginnen mit der allseits beliebten Vorstellungsrunde, wo sich jeder möglichst vorteilhaft darstellt und sich im Nachhinein niemand an irgendetwas erinnert, aber es wurde viel gelacht, davon bin ich ja bekanntlich ein Fan. Anschließend tauchen wir in die Anatomie ein. Ich werde euch einen genauen Account vom Lehrstoff ersparen; wenn ihr mich kennt und in meinen Kursen seid, werdet ihr schon genug mit meinem Wissen beföhnt, und die die dann immer noch nicht genug haben, sehe ich ja in meinen Workshops 🙂
Distanz & Nähe
Mir fällt es sehr schwer in einer Gruppe zu sein, mit fremden Menschen. Zum einen, weil ich Empath bin, und die Emotionen anderer aufsauge, weshalb ich mich abgrenze, was wiederum dazu führt dass ich als arrogant empfunden werde, wodurch ich mich noch mehr abgrenze. Ein Teufelskreis. Wiederum fällt es mir leicht emotionale Beziehungen zu einzelnen Menschen aufzubauen und andere finden leicht emotionalen Zugang zu mir; nur wenn viele Menschen auf einem Haufen sind, wo jeder seinen emotionalen Rucksack auf hat; das ist schwer für mich. Wir fühlen alle das selbe, nur nicht zur selben Zeit. Aber wenn alle gleichzeitig etwas anderes fühlen, fühle ich alles; nicht das einfachste. Kurioser Weise allerdings nie in meinen Kursen; bestimmt liegt es daran dass ihr alle immer so glücklich seid mich zu sehen. Danke dafür; mit euch bin ich immer zuhause. Deswegen sind unsere Meditation für mich so magisch; wir fühlen alle das Selbe und ich schwebe in dieser Wolke. Mein Lebensmantra ist
I am safe
I have enough space
I choose love
Ein Gefühl von Zuhause
Ich bin nicht gern von meinem Zuhause getrennt; Zuhause im Sinne von den Menschen die ich liebe und meinen Hunden. Viele genießen es aus ihrem Alltag auszubrechen und abzuschalten; ich denke mir einfach ich liebe mein Leben so sehr, ich muss nicht raus und abschalten muss ich auch nicht. Was für ein Glück das ist, Zufriedenheit in Alltag zu empfinden. Das alles genauso richtig ist. Aber es wirft die Frage auf; bin ich nicht zuhause unter der Sonne, die überall für mich aufgeht, das immerwährende das mich begleitet? Als mein Vater gestorben ist, war ich über Jahre jeden morgen den Sonnenaufgang ansehen. Vielleicht um mich an das Unendliche zu erinnern, der ewige Kreislauf der mich klein erscheinen lässt, aber gleichzeitig ein Gefühl von Verbundenheit, von Einssein vermittelt. Manchen tränen die Augen beim Anblick des Sonnengottes, dem Anblick der Ewigkeit, aber wir kennen uns gut, er und ich, wir haben keine Geheimnisse mehr. Ich komme aus der Sonne, werde einen Tag wieder in ihr aufgehen, und mit der Zeit die mir gegeben ist, werde ich das Licht verbreiten, so gut ich kann.